Was tun bei Verdacht auf LRS – abwarten oder handeln?

Besorgte Eltern erhalten von Lehrkräften oder anderen Fachleuten oft den Rat, erst einmal abzuwarten oder mehr zu üben. Eine beliebte Version der Beruhigung lautet: „So eine Recht­schreib­schwäche wächst sich mit zunehmendem Alter aus.“ Die so beschwichtigten Eltern hoffen dann von Schuljahr zu Schuljahr, dass sich die Leistungen ihres Kindes verbessern und die Probleme von selbst verschwinden. 

Eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) wächst sich aber in der Regel nicht von alleine aus. Sie kann meist nur durch eine gezielte Förderung bzw. eine pädagogische Therapie behoben werden. Kinder müssen so früh wie möglich Hilfe erhalten, da sich die Probleme im Lesen und Schreiben im Laufe der Zeit zwangsläufig auf die Leistungen in allen Fächern und somit auch auf das Selbstwertgefühl und Verhalten des Kindes auswirken. Dieser Irrtum belastet Familien meist über Jahre. Zu langes Abwarten gefährdet die schulische Laufbahn und die Zukunft der jungen Menschen.

 

Zuständige Anlaufstellen

Bei Lese- und Schreibproblemen sollten Eltern mit der Deutschlehrkraft sprechen. In jedem Fall ist die Durchführung eines standardisierten diagnostischen Rechtschreibtests wie schreib.on ratsam, um festzustellen, ob bzw. in welchem Ausprägungsgrad Defizite vorliegen und in welchen Bereichen eine gezielte Förderung notwendig ist. 

Wenn entsprechende Zweifel bestehen, empfiehlt es sich auch, die Sehfähigkeit bei einem Augenarzt und das Hörvermögen bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt untersuchen zu lassen.. Treten bei Kindern oder Jugendlichen zusätzlich zu den Lese- und Schreibproblemen schwere Aufmerksamkeitsstörungen oder erkennbare Verhaltensauffälligkeiten auf, ist eine Untersuchung bei einem Schulpsychologen oder Kinder- und Jugendpsychiater angeraten. 

 

Test, Rat und Hilfe

In sehr vielen Fällen sind die Lernschwierigkeiten auf die Bereiche des Lesens und Rechtschreibens eingegrenzt. Andere Lernbereiche (z.B. Mathematik) oder die allgemeine Intelligenz sind davon nicht betroffen. Deshalb spricht man auch oft von einer isolierten Lese-Rechtschreib-Schwäche. In jedem Fall ist es notwendig, die Lese- und Rechtschreibfähigkeit testen zu lassen. Wenn Sie Hilfe bei der Interpretation des Testergebnisses benötigen, können Sie sich an die Deutschlehrkraft, eine schulpsychologische Beratungsstelle oder an außerschulische Experten, z. B. an das LOS in Ihrer Nähe, wenden. Für Erwachsene bietet daneben auch die Hotline des Alphabetisierungsverbandes (www.alphabetisierung.de) Beratung bei Problemen im Lesen und Schreiben an.